In der Telefonzelle klingelt es. Gilt das für dich? Ja! Nimm den Anruf entgegen und wähle eine Nummer (0–9). Du hörst eine Aufnahme aus der natürlichen Klanglandschaft, die dich umgibt. Anschliessend kannst du eine Erinnerung, die dich mit diesem Klang verbindet, als Sprachnachricht für die Berge hinterlassen. Das kann auch ein Gedanke über diese Landschaft sein. Wenn du mit den Bergen sprechen könntest, was würdest du ihnen sagen?
«Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht nach dem Ton!»
Zehn Tage lang hat die Klangkünstlerin Mélia Roger Geräusche und Klänge des Toggenburg aufgenommen – die Kühe, die Vögel, die Gewässer, die Ameisen, die Resonanzen der Natur in den Gebäuden der Menschen und vieles mehr. Sie hat die klangliche Identität des Ortes eingefangen, und in der Archive Cabin hinterlegt – als Erinnerung an diese akustischen Eindrücke, die sich mit dem Klimawandel jederzeit und schon bald ändern können.
Zur klanglichen Identität der Gegend gehören aber auch Menschenstimmen und die menschliche Sprache. In ihr werden Erinnerungen an Klänge bewahrt und die Emotionen ausgedrückt, die sich wiederum an Klänge binden. Da ist das wohlige Gefühl, wenn die ersten Schellen der Kühe auf der Alp den Frühling ankündigen. Da sind die Juchzer, in den sich dieses Gefühl ausdrückt. Da ist die freudige Aufregung, die man empfindet, wenn man die Berge durch sirrende Wiesen und gargelndes Geröll durchwandert und später davon erzählt. Da sind die Lieder und Rhythmen und Melodien, die von dieser Landschaft inspiriert sind und sich von Mensch zu Mensch weitertragen.
Solastalgie – die vorauserlebte Nostalgie
Mit den akustischen Erinnerungsarchiv möchte die Künstlerin Mélia Roger auf etwas aufmerksam machen, das sich ‹Solastalgie› nennt – eine Wortneuschöpfung der Gegenwart.
Die Klänge des Toggenburgs verändern sich – schon heute und in Zukunft. Mit einem akustisches Zeugnis zur Klanglandschaft baust du mit an einem Erinnerungsarchiv.
Über den Künstler
Mélia Roger ist Sounddesignerin für Film und Kunstinstallation. Sie hat einen klassischen Musikhintergrund und einen Masterabschluss in Tontechnik (ENS Louis-Lumière, Paris, Frankreich). Ihr letztes Masterjahr absolvierte sie im Programm für transdisziplinäre Studien an der ZHdK (Zürcher Hochschule der Künste, Schweiz), wo sie einen künstlerischen Ansatz für Klang entwickelte und mit Sprach- und Feldaufnahmen arbeitete. Sie lebt jetzt zwischen Paris und Zürich und arbeitet an der Postproduktion von Filmen und ihren eigenen künstlerischen Arbeiten.
www.meliaroger.com ↗