zum Inhalt springen

Der Klangweg Toggenburg

Der Klangweg Toggenburg ist weit mehr als ein Wanderweg: Er ist eine Einladung, die Welt mit den Ohren zu entdecken und die Umgebung bewusst wahrzunehmen. Zwischen Alp Sellamatt, Iltios und Oberdorf führt er durch Wiesen, Wälder und Weiden – und öffnet auf jeder Etappe neue Klangräume.

Seit über zwanzig Jahren zieht der Weg jährlich bis zu 50’000 Besuchende an: Familien, Naturfreundinnen, Musikliebhaber und Kunstinteressierte. 2024 wurde der Klangweg umfassend erneuert. Bestehende Stationen wurden restauriert und über 15 neue Klangskulpturen von Kunstschaffenden aus dem In- und Ausland kamen hinzu. Heute sind es 27 Stationen, die den Weg säumen. Sie laden dazu ein, die Welt neu zu hören und zeigen, wie sich Natur, Kunst und Tradition zu einem sinnlichen Ganzen verbinden.

Hören mit allen Sinnen

Wer sich auf den Weg macht, erlebt Klänge, die sonst verborgen bleiben: das Summen im Boden, das Rauschen des Windes, das Läuten von Kuhglocken, das Schwingen von Metall und Holz. Jede Installation lädt zum Entdecken, Erhören und Interagieren ein. Themen wie Natur, Ökologie, Klima und Achtsamkeit werden nicht erklärt, sondern hörbar gemacht. Angesichts der bedrohten Welt lernen sich Menschen auf dem Klangweg in einer neuen Rolle kennen – als aufmerksame Beobachtende, Lauschende und Zuhörende.

Der Klangweg ist leicht begehbar, mit Bergbahnen gut erreichbar und bietet unterwegs Grillstellen, Spielplätze und Bergrestaurants – ideal für Familien und Gruppen.

Eine kleine Geschichte vom Klangweg

Ein sonniger Herbsttag: Familie Keller wandert gemeinsam mit den Grosseltern über den neu eröffneten Klangweg. Die Kinder rennen zum grossen Bet(t)ruftrichter, legen sich hinein und lachen. «Hört mal! Alles klingt viel lauter – sogar die Kuhglocken!», ruft Lea begeistert.

Wenig später entdecken sie die Installation Woodpeckers. Als der Vater sein Handy zückt, beginnen die Roboter-Spechte heftig zu trommeln. Auch die Kinder nehmen ihre Telefone hervor – das Klopfen steigert sich zu einem wilden Rhythmus. «Das sind ja unsere Signale!», staunt der Vater. Lea lacht: «Je mehr Handys, desto lauter klopfen sie!»

Beim Edaphon legen sich die Kinder in ein kleines Zelt und lauschen den verborgenen Geräuschen im Boden – Knacken, Summen, Rascheln. «Das sind die Tiere im Erdreich», erklärt die Grossmutter. Die Kinder sind fasziniert, dass selbst Käfer und Ameisen ihre eigene Klangwelt haben.

Dann erreichen sie die Glockenbühne: Mit jedem Schritt bringen sie die hängenden Schellen zum Klingen – ein spontanes Familienkonzert, das allen ein Lachen ins Gesicht zaubert.

Mit vielen Eindrücken kehren sie ins Tal zurück – berührt von der Natur und erfüllt von Klängen, Stille und dem Gefühl, dass Hören mehr ist als nur ein Sinn. Eine andere Art, die Welt zu entdecken.

Der Klangweg versteht sich als ein Ort, an dem Natur, Kunst und Wissenschaft auf spielerische Weise zusammenfinden. Er sensibilisiert für das Hören, öffnet die Wahrnehmung und erinnert daran, dass der Mensch Teil eines empfindlichen Gefüges ist.